Als sich Lars Joachim beim Versandhandelsunternehmen Otto in Hamburg auf seine jetzige Stelle beworben hat, musste er keine lange und kostspielige Anfahrt in Kauf nehmen. Das Erstgespräch führte er einfach von zu Hause per Skype. "Zum Zeitpunkt der Bewerbung habe ich in Wiesbaden gewohnt und konnte mir so die Anreise nach Hamburg sparen", sagt Joachim.

Das Jobinterview per Webcam bringt viele Vorteile: Weil die Anfahrt wegfällt, spart der Arbeitgeber Reisekosten, der Kandidat Zeit. Auch Bewerbungsgespräche mit Kandidaten aus dem Ausland bleiben auf diese Weise kostengünstig.

Technische Grundvoraussetzungen sind neben einer schnellen Internetverbindung nur eine Webcam und ein Headset. Utensilien, die mittlerweile so gut wie jeder besitzt.

Der Otto-Konzern nutzt seit 2009 Social Media und Web-Tools zum Recruiting. Video-Interviews per Webcam gehören fest mit dazu. Allerdings ist Otto unter den deutschen Unternehmen damit noch ein Pionier, weit verbreitet sind Skype-Interviews bislang noch nicht. In den USA und Asien gehören sie seit Jahren zum Alltag vieler Personaler.

Persönlicher Eindruck bleibt entscheidend

Das persönliche Interview wird es dennoch auch weiterhin geben. Denn den persönlichen Eindruck vermittelt das Video-Interview nicht. Bei Otto werden die interessantesten Kandidaten nach einem gelungenen Online-Gespräch zu einem zweiten, persönlichen Vorstellungsgespräch vor Ort eingeladen. "Wir stellen niemanden ein, den wir nicht vorher auch persönlich kennen gelernt haben. Darum sehen wir bei der Vorauswahl per Skype auch keine Risiken", sagt Ireen Baumgart, Personalerin bei Otto.

Skeptischer sieht der Bewerbungscoach Jürgen Hesse das Skype-Interview. Seiner Ansicht nach hängen die Erfolgsaussichten bei einem Video-Interview mit der Affinität des Bewerbers zur Webcam zusammen. "Es gibt qualifizierte Kandidaten, die sich dadurch verunsichern lassen."

Darum sollten sich Bewerber besonders gründlich auf die ungewohnte Situation vorbereiten, empfiehlt Hesse. Denn für viele ist es neu, die eigene Stimme zu hören und sich auf dem Bildschirm zu sehen. Hesse rät auch, das Sprechen vor der Kamera zu üben und sich beispielsweise ein Feedback von Freunden oder Familienangehörigen geben zu lassen.