Infobriefe Wirtschaftsdeutsch Ausgabe 1998-8
INFOBRIEF WIRTSCHAFTSDEUTSCH 8/1998 Eine Serviceleistung des INSTITUTS FÜR INTERNATIONALE KOMMUNIKATION (IIK Düsseldorf e.V.) im FORUM WIRTSCHAFTSDEUTSCH http://www.wirtschaftsdeutsch.de |
Hallo
zusammen,
so möchten wir diesmal die erwartbar banale Anrede mit "Liebe X-erinnen und X-er" variieren. "Hallo zusammen" hat den Vorteil, sehr kurz und völlig neutral zu sein, vor allem aber sämtliche Berufs- und Menschengruppen einzuschließen. Vielleicht strahlt diese Anrede auch eine gewisse e-mail- und internettypische Lockerheit aus. Das können wir uns gewiss erlauben, denn Sie wissen ja, daß wir äußerst seriös sind ;-). Wahrscheinlich sind wir auch gerade im Moment etwas allergisch gegen Anreden mit "Liebe ...", weil sich derzeit in Postwurfsendungen und Fernsehspots Politiker ständig an ihre "lieben (Mit-)Bürgerinnen und Mitbürger" richten. Ein ausführliches Internetdossier zur Bundestagswahl Ende September haben wir bereits für das "E-DaF-Info" zusammengestellt, das die meisten von Ihnen vor knapp 2 Wochen bereits erhalten haben. (Wer noch nicht zu den Abonnenten zählt kann das mit einem Klick auf mailto:infobrief@deutsch-als-fremdsprache.de?subject=DaF-Info-Start schnell nachholen). Dort finden Sie natürlich auch Informationen über die wirtschaftspolitischen Vorstellungen der Parteien. Selbstverständlich wird das Thema "Wahlkampf" auch in die nächsten Infobriefe Wirtschaftsdeutsch hineinspielen. Um Anreden und (fehlende) Lockerheit geht es in mehreren Beiträgen dieses Infobriefes - einmal im direkten Kontakt, das andere Mal in der Geschäftskorrespondenz. Weitere Themen der Ausgabe 8/1998 sind neue Funktionsbezeichnungen im Personalmanagement(ein Fall aus unserer Fachberatung), das WWW als Instrument der Vokabelrecherche, WWW-Unternehmensporträts und aktuelle Meldungen, die wir interessant fanden. Beachten Sie auch die seit dem 1.9. im Netz befindliche Neuausgabe der "Kommentierten Webliographie Wirtschaftsdeutsch" (KWW) mit einer Reihe von neuen Tips in der Rubrik "Didaktik". Ausführlicher über die Schwerpunkte der KWW-Septemberausgabe und ihren strukturellen Veränderungen hat Sie das Rundmail "KWW-Aktuell" informiert, das alle Abonnenten am 2.9. erhalten haben und wie angekündigt nun den Infobrief monatlich ergänzt Ansonsten: Immer schön locker bleiben, das hilft gegen vieles, insbesondere möglichen Frust wegen Ende der Ferien! Bis denn, tschüss, ciao sagen Matthias Jung und Rüdiger Riechert |
Neue Berufsbezeichnungen
im Personalwesen
Aus Belgien richtete Valeer Vanhentenrijk die Frage zur Übersetzung
der englischen Ausdrücke "Director of Human Resources" und
"Management and Organisational Development" an unsere "Fachberatung
Wirtschaftsdeutsch" (für jeden kostenlos zugänglich über
http://www.wirtschaftsdeutsch.de
). Normalerweise beantworten wir keine Übersetzungsfragen, aber in
diesem Falle geht die Antwort weit über reine Vokabelrecherche hinaus:
Sie ist von Interesse für den gesellschaftlichen Wandel. Diesen allgemeineren
Aspekt aus unserer Antwort greifen wir hier heraus und führen ihn
ein wenig aus. Die Betonung liegt nun auf "Entwicklung", wobei es semantisch unklar bleibt, ob das Personal in diesem Prozeß Subjekt ("sich entwickelt") oder Objekt ist ("entwickelt wird"). Zugrunde liegt die Erkenntnis, daß es in der heutigen Zeit immer mehr auf den Faktor Mensch und auf Kommunikation ankommt. Wo Innovationszyklen immer kürzere Zeiträume umfassen, ist es wichtig, daß sich die Mitarbeiter /innen einer Firma ständig weiterentwickeln und den Wandel mittragen. Am Schreibtisch bestechende Re-Organisationspläne scheitern sonst kläglich in der praktischen Umsetzung. Folglich muß die Belegschaft permanent weitergebildet werden, aber auch immer wieder Abschied von liebgewordenen Arbeitsroutinen nehmen und akzeptieren, daß gestern erworbene Fertigkeiten heute schon wieder veraltet sind. Das ist sehr anstrengend und dafür ist nicht zuletzt einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. In diesem Zusammenhang ist übrigens auch der neue Begriff des "Veränderungsmanagers" zu sehen. Natürlich kann man diese neuen Konzepte auch recht kritisch sehen. Hinter dem altruistischen Antlitz der "Personalentwicklung" stecken oft genug knallharter Leistungsdruck, Verdrängungswettbewerb und Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen oder aber einfach heiße Luft. Ein solch eher skeptische Einschätzung gibt Wolf Dieter Ortmann - bei dieser Gelegenheit ein kollegialer Gruß an diesen Abonnenten des Infobriefs Wirtschaftsdeutsch - in Antwort auf Valeer Vanhentenrijks Frage. Der hatte nämlich dasselbe Übersetzungsproblem bereits in der Mailingliste des Internationalen Deutschlehrerverbandes zur Diskussion gestellt. Leider kann man unseres Wissens die Beiträge dieser Mailingliste
nicht verlinken, aber vielleicht hat der ein oder andere von Ihnen die
ausführliche und lesenswerte Reaktion Wolf Dieter Ortmanns - auch
wenn wir seine Skepsis nicht in diesem Ausmaß teilen - dort bereits
gelesen. Wenn Sie nun auf den Geschmack gekommen sind und etwas mehr über
modernes "Personal- und Veränderungsmanagement" wissen wollen,
müssen wir Sie auf den folgenden Beitrag vertrösten. Hier zeigen
wir nämlich, wie man solche Fragen mit Hilfe des Internet lösen
kann und liefern, wie es sich für den "Infobrief Wirtschaftsdeutsch"
gehört, die weiterführenden URLs. |
Vokabelarbeit
mit dem Internet am konkreten Beispiel
Wenn man wissen möchte, ob ein bestimmter Fachausdruck existiert und was sich dahinter genau verbirgt, hält das Internet fast immer eine Lösung parat - es kommt nur auf die richtigen Suchstrategien an. Auch wir haben für die Auskunft an Valeer Vanhentenrijk das Internet zu Hilfe genommen, um:
Benutzt haben wir dazu die deutsche Suchmaschine "Metager":
die wir Ihnen dringend empfehlen können. Sie bietet eine
Reihe von Vorteilen: Als sogenannte "Meta-Suchmaschine" fragt
sie einfach die bekanntesten Suchmaschinen ab, faßt deren Ergebnisse
sinnvoll zusammen (etwa identische Antwort-URLs mehrerer Suchmaschinen),
sortiert sie nach "Treffergenauigkeit", ist auf deutschsprachige
Seiten spezialisiert, strotzt als Service des Rechenzentrums der Uni Hannover
nicht von Werbung und ist recht benutzerfreundlich gestaltet. http://www.steinbach-partner.de/dienstleistung/personalentwicklung.html http://www.kt-net.at/orgentwicklung/wasistoe.htm Probieren Sie's mal aus nach dem Motto: Hilf Dir selbst, dann hilft Dir das Internet. Solche Beispiele sind nicht zuletzt ein empfehlenswerter Inhalt für den Internetunterricht, in dem vor allem Strategien und weniger enzylklopädishe Inhalte vermittelt werden sollten. Natürlich beantworten wir auch weiterhin gerne Fragen in der Fachberatung Wirtschaftsdeutsch, aus der dieser konkrete Fall stammte: Nur - jetzt kennen Sie unsere Tricks (na ja, einen von vielen ;-) !) Kommentare? Andere Beispiele? Sinnvolle Ergänzungen? Schreiben
Sie uns etwas zu Ihren Suchstrategien im deutschsprachigen Internet für
den Unterricht Wirtschaftsdeutsch: |
WWW-Firmenporträts
im Unterricht: Beispiel SAP
Bei den Studierenden sind vor allem die Autofirmen VW, Mercedes, BMW; die Chemie-Riesen BASF, Bayer und Hoechst, ein Markenartikelhesteller wie Addidas oder die Fluglinie Lufthansa mit Abstand die bekanntesten deutschen Unternehmen, aber es gibt auch andere. Ein Neuling in der Liga der Großen ist die Softwarefirma SAP mit Sitz in Walldorf (Baden-Württemberg) - wahrscheinlich auch Ihnen bisher kein Begriff, oder? SAP vertreibt und entwickelt Firmenkomplettlösungen, mit denen sämtliche Betriebsabläufe integriert erledigt werden können. Auf der einen Seite steht eine gewisse, auf der anderen natürlich die spezifische Anpassung der Programme an die Bedürfnisse der einzelnen Kunden und die Unterstützung bei der Einführung der Software in einer Firma. SAP hat sich innerhalb weniger Jahre zum Weltmarktführer in seinem Bereich entwickelt. Das Unternehmen verfolgt einen konsequent internationalen Expansionskurs (über 80% des Umsatzes werden im Ausland erzielt) und glänzt mit jährlichen Wachstumsraten von 50% und mehr. Bekanntestes Produkt ist die R/3-Produktlinie. Zuletzt machte SAP durch seine Börseneinführung in den USA von sich reden, aber auch durch nicht ganz so phänomenale Gewinne, wie zunächst erwartet; durch den Vorwurf von Insidergeschäften und schließlich durch die Vorwürfe eines in Konkurs gegangenen US-amerikanischen Unternehmens. Dessen Konkursverwalter verklagt SAP auf 900 Mio DM Schadensersatz, weil fehlerhafte Software am Firmenzusammenbruch mit schuld sein soll. Vor solchen Klagen ist man im Lehrerberuf geschützt. Aber wer weiß, welche ökonomischen Schäden und fatale Konsequenzen schlechter Wirtschaftsdeutschunterricht nach sich zieht? Wie gut, daß es den Inforbrief Wirtschaftsdeutsch gibt ;-) ! Interessante Möglichkeiten bietet die Startseite der SAP-Web-Präsenz:
Hier kann man das Land wählen und erhält so Zugang zu einer Vielzahl sprachlich und inhaltlich angepaßter Startseiten. Gerade bei national homogenen Lernerklassen bietet sich ein Vergleich der Startseite des Ausgangslandes mit derjenigen des Ziellandes an – eine sinnvolle Aufgabe zur Gruppenarbeit. Gegenüberstellen lassen sich übrigens auch die Startseiten der deutschsprachigen D-A-CH-Länder. Dazu gibt es eine Menge informative Materialien zur Firmengeschichte, Dokumente wie den kompletten Geschäftsbericht zum Herunterladen und vieles mehr, um ein aussagekräftiges Firmenporträt zu gestalten. Und mit der komfortabel abfragbaren Datenbank der Wirtschaftswoche,
die alle Kennzahlen zu Europas 500 führenden Unternehmen enthält,
läßt sich schließlich die Position des Unternehmens im
Vergleich zu anderen Großen genau bestimmen (Rangfolge nach Umsatz,
Mitarbeiter, Gewinnen, Branche). Natürlich können so auch massenhaft
Komparatve und Superlative produziert werden: Die Fertigkeit, Firmenporträts per Internetrecherche zu erstellen, sollte nach unserer Auffassung ein fester Bestandteil des Curriculums Wirtschaftsdeutsch sein. Wir werden deshalb diese Reihe im Infobrief Wirtschaftsdeutsch in loser Reihenfolge fortsetzen. |
Postadresse auch
im Internet Pflicht Wußten Sie, daß bei kommerziellen Angeboten im Internet eine Postanschrift Pflicht ist? Darauf hat die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbaende (AgV) http://www.agv.de hingewiesen und beklagt, daß diese so oft fehlt. Wie altmodisch, wenn man viel schneller direkt übers Internet kommunizieren kann, oder? Doch nicht so schnell. Selbst wenn man normalerweise keinen traditionellen Briefverkehr mit einer Firma pflegen will, ist die postalische Adresse mehr als eine interessante regionale Information. Sie hat kapitale Bedeutung und sollte fester Teil der jeweiligen AGB (=Allgemeinen Geschäftsbedingungen) sein: Bei Reklamationen oder gar Klagen wegen ausbleibender Ware, die man per Vorauskasse bezahlen mußte, hat man ohne eine Anschrift schlechte Karten. Eine Internetadresse läßt sich nicht verklagen. (Quelle: Wirtschaftsmeldungen der deutschen Welle vom vom 30. Juli 1998) Sicherlich ist das Fehlen einer Anschrift auf einem Internetangebot
meistens keine böse Absicht und auch i.d.R. nicht weiter relevant.
Wer aber übers Internet gegen Vorauskasse ordert, sollte genau darauf
achten. |
Vorschau
auf die nächsten Infobriefe
Geplant für die kommenden Ausgaben sind Internetdossiers zu Hörtexten Wirtschaftsdeutsch, Thema "Wirtschaft" im Bundestagwahlkampf; technische Tips zum richtigen Verständnis von E-Mail-Fehlermeldungen; Empfehlungen zur Organisation der E-Mail-Ablage; Informationen über Datensicherheit und sogenannte "Logfiles" sowie "Cookies" und natürlich wie immer aktuelle Meldungen und Unterrichtsvorschläge Haben Sie weitere Wünsche oder Vorschläge? Bitte melden! Ihre Hinweise und Informationen, die wir aufnehmen sollen, bitte bis
15.9., 24:00h einschicken Danke! |
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